Körper - Verstand - Nervensystem

Nachgewiesenermaßen wird unser Gehirn durch unser Erleben, Denken und durch die mit unserer Umwelt gemachten Erfahrungen ständig neu kreiert. Neuronenverbindungen, die wir nicht nutzen, lösen sich wieder auf.


Schon als Schüler machen wir die leidvolle Erfahrung: "Use it or lose it". Die Muster des Erlebens und Verhaltens, die wir häufig aktivieren, werden als neuronale Verschaltungsmuster strukturell verankert. Man kann sagen "verkörpert". 

Zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens können wir uns

aber auch neu konstruieren!

 

Wenn wir irgendeins dieser alten motorischen, sensorischen oder affektiven Muster verlassen, mit anderen Worten anders sehen, fühlen oder handeln, beginnen wir mit dem Umbau in unserem Nervensystem - und zwar auf allen Ebenen.

 

Wenn wir damit beginnen, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und anders zu bewerten, wenn es uns gelänge, nicht immer mit den gleichen Gefühlen auf dieselben Auslöser zu reagieren oder mit einer anderen Körperhaltung durch den Tag zu gehen, dann hätte das alles enorme Auswirkungen auf unsere "Baustelle" Gehirn. 

 

" Grundvoraussetzung ist aber vor allem eine tiefe innere Berührung, eine Erweckung des "Ichs", die notwendigen Veränderungen auch zu sehen, sich nach dem Zustand zu sehnen, den wir einmal hatten, als das "Ich" noch nicht vom Körper abgetrennt war. Wir müssen uns auf die Suche machen nach dem, was unser ursprüngliches "wahres Selbst" ist, nämlich Eins zu sein, und zu Hause zu sein in unserem Körper.

 

Die Wiederentdeckung unseres Körpers zu beginnen, bedeutet, wieder Zugang zu sich selbst zu finden. Wenn das "Ich" die Verbindung mit seinem Körper wieder zurückgewinnt, spürt der Betroffene nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auf eine reale, körperliche Art und Weise, dass er ein Rückgrat hat, dass er sich aufrichten kann und sich aufrecht im Leben bewegen kann. "

 

 Nach: Gerald Hüther, 2010